Günter Schwannecke


Günter Heinrich Hermann Schwannecke war ein bekannter, zeitgenössischer Kunstmaler, lebte und wirkte u.a. in Berlin und Braunschweig. Im August 1992 wurde er in Berlin von einem Neonazi ermordet. Anschließend geriet er überwiegend in Vergessenheit. Heute erkennen ihn die Bundesregierung und der Berliner Senat als Todesopfer rechter Gewalt an.

Auf dem Schwarzweiß-Foto ist Günter Schwannecke im Urlaub auf Ischia im Jahr 1958 zu sehen. Er ist damals etwa 25 Jahre alt. Er steht lässig auf einem Balkon zwischen zwei Topfpflanzen. Er trät eine dunkle Stoffhose, die bsi weit über die Hüften sitzt und ein weißes, offenes Hemd, das in die Hose gestekct ist. Mit der linken Hand stützt er sich auf ein Geländer auf, in der rechten Hand hält er eine Zigarette. Er hat einen Kurzhaarschnitt. Im Hintergrund ist eine Landschaft zu sehen.
Günter Schwannecke auf Ischia im Jahr 1958
Archiv Walter Vitt, Köln

Leben

Günter Schwannecke wurde am 6. Juli 1934 in Braunschweig geboren. Dort ging er auf das Gymnasium Raabeschule, das er wohl frühzeitig verließ. Von 1950 bis 1953 machte er eine Ausbildung zum Positivretoucheur. In den Jahren 1954 bis 1955 studierte er an der Werkkunstschule Braunschweig bei Bruno Müller-Linow. Er erhielt ein Begabtenstipendium für die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, an der er bis 1955 oder 1956 (andere Darstellung: 1955-1958) freie Malerei bei Manfred Henninger studierte und frühzeitig abschloss. 1957 und 1959 reiste er mehrfach nach Paris. Er illustrierte Ausgaben der Studierendenzeitung „Semesterspiegel” in Münster. Er hielt sich auf der italienischen Insel Ischia 1958 länger auf und lernte den Maler Hans Purrmann dort kennen. Anschließend arbeitete er in München als Positivretoucheur bei Triumph-Miederwaren bis 1962 und wandte sich weiter der Malerei zu. 1960 und 1961 stellte er in Münster, Fulda (Galerie Junge Kunst) und Braunschweig Kunstwerke in Gallerien aus. In Braunschweig gab er 1961 eine Ausstellung mit Joachim Kuschel und Peter Kalkhof. Er eröffnete in Braunschweig eine Gallerie und finanzierte sich mit einer freiberuflichen Tätigkeit als Positivretoucheur bei Volkswagen.

Er heiratete im Jahr 1964 in Berlin die Solotänzerin Renate Heuer, die Ehe hielt bis 1966. (Nach anderer Darstellung verstarb seine Frau bald nach der Eheschließung, ein schwerer Schlag für ihn.) 1965 ging Schwannecke nach West-Berlin, wo er zahlreiche Ausstellungen hatte und Werke verkaufte. In dieser Zeit malte er vor allem Popikonen. 1976 kehrte er verarmt nach Braunschweig zurück. Mit dem Deutschen Herbst 1977 begann er, Fahndungsplakate neu zu zeichnen, malte nur noch Dinge, die ihn ansprachen. 1981 oder 1982 ging er wieder nach Berlin. Seine Ausstellungen waren schwer zu finanzieren und scheiterten teils. Er stellte in den Berliner Mehringhöfen aus, er fand einen Kunstagenten und er lebte in Berlin-Charlottenburg in einer Wohngemeinschaft. Es entstanden Werke von Punks, Kneipiers, Ärzt*innen, er malte, was er sah. Als Ende der 1980er Jahre seine Mutter verstarb, war dies ein starker Einschnitt für ihn. Im Jahr 1992 war er zeitweise ohne festen Wohnsitz, bekam aber eine Unterkunft im Städtischen Wohnheim am Friedrich-Olbricht-Damm in Charlottenburg-Nord.

Der 29. August 1992

Am Abend des 29. Augusts 1992 saß er mit dem ebenso wohnungslosen Künstler Hagen Knuth an dem Spielplatz Pestalozzistraße/Fritschesraße. Sie bewiesen Zivilcourage, indem sie sich einmischten , als die beiden Neonazis Norman Z. und Hendrik J. dort Menschen mit Migrationsgeschichte rassistisch beleidigten und vertrieben. Nach deren Flucht schlug Norman Z. mit seinem Aluminiumbaseballschläger auf die Köpfe der beiden Künstler ein. Hagen Knuth wurde nach schwerem Hirntrauma im Krankenhaus gerettet, doch Günter Schwannecke verstarb am 5. September 1992 an den Folgen von Schädelbruch und Hirnblutungen. Norman Z. wurde 1993 wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerer Körperverletzung zu 6 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Das Landgericht Berlin hob hervor, dass seine rassistische Gesinnung ursächlich für die Tat gewesen ist.

Dieser Fall wird unter Opfern rechter Gewalt von der Bundesregierung 1993 genannt, 1999 und 2009 nicht. Das Land Berlin zählte den Fall zuletzt 2012 nicht. Im Jahr 2018 wurde der Fall Günter Schwannecke vom Berliner Senat als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt und der Bundesregierung zur Anerkennung vorgeschlagen.

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