„Der Major“, so wurde Hagen Knuth von seinen Freund*innen genannt. Zu ihnen gehörte auch Günter Schwannecke. Knuth war ebenfalls Bildender Künstler. Er fertigte Holzschnitte an und war Kunstmaler. Außerdem illustrierte er Bücher im Verlag Hugo Hoffmann. Sein Kunstgemälde „Atome“ war 2011 als Ebay-Kleinanzeige eingestellt – für etwa 300 Euro. Er wohnte zunächst in Berlin-Schöneberg. Um 1992 lebte er in einem Obdachlosenheim am Kreuzberger Spreewaldplatz.
Am 29. August 1992 feierte er mit Günter Schwannecke einen Geburtstag. Sie saßen auf einer Rundbank auf dem Spielplatz Pestalozzistraße, Ecke Fritschestraße. Als die beiden Neonazis Z. und J. dort aufkreuzten, um Menschen mit Migrationsgeschichte rassistisch zu beleidigen und zu vertreiben, mischten er und Günter Schwannecke sich ein. Als die ursprünglichen Opfer flüchten konnten, wurden nun Schwannecke und er von den Neonazis angegriffen. Hagen Knuth lag neben dem sitzenden Günter Schwannecke auf der Bank, als Norman Z. mit einem Baseballschläger aus Aluminium auf sie einschlug. Zwei der Schläge trafen Knuth. Er erlitt ein schweres Hirntrauma, eine offene Schädeldachfraktur und zwei Rissquetschwunden. Er konnte nur mit ärztlicher Hilfe vor den lebensbedrohlichen Verletzungen gerettet werden, verbrachte 12 Tage lang im Westend-Krankenhaus und litt noch lange Zeit unter schweren Kopfschmerzen. Weiteren Beistand erhielt er aber nicht.
Schwer traumatisiert konnte er beim Gerichtsprozess im Februar 1993 kaum etwas aussagen. Der Täter Norman Z. erhielt eine sechsjährige Freiheitsstrafe. Das Gericht und die Medien verbreiteten die fragwürdige Behauptung, er könne sich wegen des starkem Alkoholkonsums nur ungenau an den Tatabend erinnern. Tatsächlich war dies wohl eher eine Folge des Hirntraumas. Später soll er sich psychologisch betreuen haben lassen, um die schrechlichen Erlebnisse zu verarbeiten. Hagen Knuth lebt inzwischen – unserer Kenntnis nach – nicht mehr.
Nachtrag: Im August war Hagen Knuth 52 Jahre alt, also zur Zeit des Angriffs durch den Skinhead und Neonazi Norman Z. Er wurde also 1939 oder 1940 geboren. Das entnehmen wir der Sächsischen Zeitung vom 23. Februar 1993.